Weihnachtsaktion – Abschiebungen stoppen, Flüchtlinge aufnehmen!

Die Weihnachtszeit wird von vielen, insbesondere christlich sozialisierten Menschen, als Zeit der Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und des Friedens empfunden. Dass diese Werte jedoch von vielen Menschen höchstens im familiären Rahmen gelebt werden, bzw. gesellschaftliche Strukturen der Ungerechtigkeit ignoriert und ausgeblendet werden, zeigt sich unter anderem daran, dass der Großteil der deutschen Gesellschaft menschenunwürdige Praxen wie Abschiebungen und systematische Isolierung von Geflüchteten toleriert.

Weihnachten

Seit dem Asylkompromiss und der de-facto-Abschaffung des Grundrechts auf Asyl 1993 gingen die Anträge auf Asyl stark zurück: 1995 wurden 166.951 Asylanträge gestellt, 2006 nur noch 19.164. Trotzdem stigmatisieren Politiker*innen verschiedenster Couleur immer noch Geflüchtete als Bedrohung für den deutschen Sozialstaat, verschweigen aber, dass nur ca. 10% der Bewerber*innen mit einem dauerhaften Bleiberecht rechnen können (Quelle Bundesministerium für Migration und Asyl). So sind Abschiebungen Teil des deutschen Alltags, zur Weihnachtszeit wie auch in jeder anderen Zeit des Jahres. Eines von unzähligen Beispielen ist die geplante Sammelabschiebung von baden-württembergischen Roma in den Kosovo, wo sie mit großer Wahrscheinlichkeit Gewalt und Diskriminierung erwarten werden.

Um Menschen für diese Geschehnisse zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, welche Ungerechtigkeiten das deutsche, weiße System der Mehrheitsgesellschaft aufwirft, trafen sich einige Aktivist*innen am Sonntag, den 16.12.2012 auf dem Charlottenburger Weihnachtsmarkt. Das Publikum dort gehörte mehrheitlich der wohlhabenden Mittelschicht an.
Zunächst wurden ca. 150 als Weihnachtsgeschenke ,,getarnte“ Flyer mit dem Aufdruck „Deutschland heißt alle Geflüchteten Willkommen und wünscht Ihnen frohe Weihnachten. Das Geschenk: Abschiebung“ und einem Verweis auf den Protest der Geflüchteten am Brandenburger Tor/O-Platz verteilt. Weiterhin wurde am Eingang des Marktes, für alle gut sichtbar und kaum zu übersehen, für einige Zeit ein Transpi gezeigt. Das Banner trug die Aufschrift: 2013: Flüchtlinge aufnehmen, Abschiebungen stoppen sowie eine Abbildung von einem Flugzeug, welches von Menschen mit Seilen vom Abheben aufgehalten wird.

Die Reaktionen der Passant*innen waren gemischt. Die Flyer wurden mit Interesse und Neugier angenommen, da der politische Inhalt nicht sofort erkennbar war. Den Aktivitst*innen mit dem Banner wurde sowohl Zustimmung als auch wenig konstruktive Kritik vorgetragen, aber es ist auf diese Art auf jeden Fall gelungen vielen Menschen das Thema Asylpolitik ins Gedächtnis zu rufen.